/intermediates/abby-more-text-ohne-schrottseiten/ocr-results/179681.txt

https://gitlab.com/suub/ocr-engine-results · Plain Text · 34 lines · 34 code · 0 blank · 0 comment · 0 complexity · 54b6fa2e2557811005519ccec8944f4e MD5 · raw file

  1. 2L0
  2. In der Zukunft, wenn der Wechsel der Form, dem alle Künste und die
  3. Musik ganz besonders unterworfen sind, Rossini und seine Schule in Vergessenheit gebracht haben wird, wann die M'uge den Schöpfer des Wilhelm Tell so wenig kennen wird, wie sie jetzt von dem der Armida.und
  4. der Jphigcuia weiß, dann werden diejenigen, denen die Geschichte der
  5. Kunst am Herzen liegt, ein genaues Stud.um daran setzen müssen, um das
  6. Originalwerk von der Nachahmung zu unterscheiden.
  7. Um die Verdienste K. M. Weber's im rechten Lichte zu würdigen,
  8. müssen wir uns erinnern, das) er das Haupt der neuen dramatischen Schule
  9. ist, welcher die deutsche Oper ihr heutiges Gedeihen verdankt, und daß
  10. Marschner, Spohr nebst vielen andern nichts als Nachahmer seines
  11. Styles sind. Weber ist nach Mozart der erste deutsche Comvonist, der die
  12. Operumusik in ihrer Form uud in ihrem Geiste wesentlich verändert hat.
  13. Gleichwie Rossini, ist er den übrigen Tonkünstlern seiner Schule, - ich
  14. rede nicht von Meyerbeer, der immer für die italienischen und französischen
  15. Theater geschrieben hat, - überlegen geblieben, sowohl hinsichtlich des Ge-
  16. dankengehaltcs seiner Werke, als wegen des von ihm begründeten Systems
  17. der Instrumentation. Allein, nehmen wir auch an, daß er in der Anwendung gleicher Mittel übertroffen wäre, so bleibt ihm doch immer, vor allen
  18. andern, der Ruhm, der Erfinder derselben zu sein.
  19. Unter allen Künstlern der Gegenwart ist mir keiner bekannt, dessen
  20. Leben und Wirken ein größeres Interesse erweckte, als tie Geschichte K. M.
  21. Weber's; nicht sowohl, weil dieselbe mit Ereignissen von allgemeiner Wichtigkeit in Berührung stände, als vielmehr wegen der inneren Bewegungen
  22. und Stürme, welche auf das seiner Natnr nach reizbare Gemüth eines
  23. Künstlers heftiger wirken, als auf die Menschen der praktischen Welt.
  24. Karl Maria von Weber ward bekanntlich zu Eutin, einem holsteinischen Städtchen, am 18tcn November 1733 geboren. Sein Vater,
  25. ein ausgezeichneter Violinist, bemerkte die Anlage, welche der Knabe schon
  26. frühzeitig sür die Musik an den Tag legte, lind vernachläßigte nichts, sie
  27. auszubilden. Aber der junge Weber zeigte nicht allein für die Musik eine
  28. angeborne Neigm g; er fühlte sich eben so sehr zur Malerei hingezogen, so
  29. daß man über die Laufbahn, der man ihn bestimmen sollte, in Zweifel
  30. war. Er schloß sich nicht näher an die Kinder seines Alters an, da die
  31. Gelegenheit dazu sich nicht darbot; denn die Familie lebte sehr zurückgezogen, und sah in ihrer Mitte nur eine geringe Anzahl Menschen, meist von
  32. ernstem Wesen, und fast alle durch irgend ein besonderes Talent ausgezeichnet. So lernte Weber in seiner Kindheit die Freuden nicht kennen, die
  33. man in jenen glücklichen Jahren zu genießen Pflegt, oder richtiger gesagt,
  34. ,r hatte keine Kindheit. Genöthigt für sich allein zu leben, verschloß er